Auf dieser Seite beschreibe ich Ansätze und Wege, wie ich versuche Kulturelle Bildung in unsere Schule zu bringen und zu etablieren.
Das Konzept „LTTA – Learning through the Arts – Lernen durch die Künste“ https://www.generationk.de/files/2017/03/LTTA_Konzept_2017.pdf ist ein ganzheitliches Bildungsprogramm, welches in Kanada entwickelt, seit 2007 begleitet durch die Universität Würzburg und Mentor- Künstler*innen des Royal Conservatory of Toronto, zunächst regional in Kooperation mit einigen Schulen etabliert wurde. Im Rahmen des rheinland-pfälzischen Programms Generation K ist unsere Schule eine von sechs, die sich seit 2017 auf den Weg begeben hat sich zur Kulturschule zu entwickeln.
Das Programm vernetzt alle für kulturelle Schulentwicklung relevanten Institutionen und Akteurinnen. Leitend für die Schulentwicklung sind vier LTTA-Prinzipien:
- Nicht künstlerischer Lehrplan: Speziell ausgebildete Künstler*innen entwickeln in Zusammenarbeit mit Fachlehrkräften Unterrichtseinheiten, welche den jeweiligen Lehrplan mit den kreativen Möglichkeiten der Künste umsetzen. Als Ergebnis sollen die Schüler*innen die Lerninhalte besser verstehen und nachhaltig speichern.
- Qualitative professionelle Entwicklung: Lehrer*innen, Künstler*innen und Studierende werden von zertifizierten Mentor-Artists ausgebildet.
- Partnerschaft: Lehrer*innen und Künstler*innen arbeiten auf Augenhöhe, jede(r) bringt seine spezifischen Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten ein.
- Nachhaltigkeit: Statt punktueller kultureller Events mit Künstler*innen geht es um nachhaltige Schulentwicklung. Lehrer*innen und Künstler*innen bilden sich in einer dreijährigen Zertifikatsausbildung aus.
Die laut Programm beabsichtigten Wirkungen für Schüler*innen sind vielfältig. LTTA unterstützt die Persönlichkeitsbildung, fördert Schlüsselkompetenzen, macht Lernen leicht, weil Lernen Spaß macht, fordert auf zum Mitgestalten und ermöglicht Einsicht in unterschiedlichste Kunstrichtungen.
Trotz der in der Umsetzung festgestellten positiven Effekten was den Lernerfolg, was das kurzfristig abrufbare Wissen betrifft, bleibt eine für nachhaltiges Lernen wichtiger Faktor im Konzept LTTA nach meiner Einschätzung zu wenig berücksichtigt: Die Partizipation der Kinder und Jugendlichen, die Verantwortung für das was und wie des eigenen Lernens.
Einen erfolgversprechenden Weg zu einem hohen Maß an Partizipation zeigt ein weiteres Programm zur Kulturellen Bildung in Schulen auf. Es rückt die Perspektive der Kinder und Jugendlichen in den Vordergrund:
Kultur.Forscher! https://www.kultur-forscher.de/programm/leitidee.html
Im Unterschied zu LTTA bildet die Forschungsfrage der Schüler*innen und daraus folgend der Forschungsprozess und das Ergebnis den Kern des Programms. Diese wird dann von den Schüler*innen in verschiedenen Forschungsfeldern und an den verschiedenen Orten, Schule, Stadtraum, Kulturinstitutionen und Privates Umfeld gestellt.
Das Programm bezieht sich unter anderem auf das Konzept „Ästhetische Forschung“ nach Kämpf-Jansen. Die Basis des Konzepts bilden 15 Thesen von denen fünf für die Etablierung von Kulturforschung in Schulprofilen besonderer Beachtung bedürfen. Die Thesen zur Ästhetischen Forschung werden nachfolgend für das Konzept Kulturforschung übernommen:
- Sinnhaftes gegen unsinnig Verordnetes: Ein ästhetisches Vorhaben muss einen persönlichen Sinn haben. Insofern hat die für Schule typische, bestenfalls mehrfach differenzierte Aufgabenstellung für Kulturforschen keinen Sinn.
- Sinnenreiches gegen unsinnlich Reduziertes: Ästhetische Handlungsweisen die aus persönlichen Interessen erwachsen sind sinnenreich. Die im schulischen Kontext übliche didaktische Reduktion komplexer Lernziele wäre für kulturelle Forschung kontraproduktiv.
- Eine Frage haben: Eine persönliche Frage ist die beste Motivation, etwas für sich zu erarbeiten, um es auch für andere sichtbar und erfahrbar zu machen.
- Alles kann Gegenstand und Anlass ästhetischer Forschung sein:
Am Anfang kann eine Frage stehen (ebd.) aber auch Gedanke, eine Befindlichkeit; ein Gegenstand, eine Pflanze, ein Tier; ein Phänomen, ein künstlerisches Werk, eine Person – fiktiv oder authentisch, ein literarischer Text, ein Begriff, ein Sprichwort u.a.m (vgl. Kämpf-Jansen, 2000: 274f)
Diese Thesen weisen auf einen deutlichen Unterschied zu der Herangehensweise des Konzepts LTTA hin, steht doch das Interesse und die Partizipation der Schüler*innen im Vordergrund.
- Ästhetische Forschung führt zu anderen Formen der Erkenntnis:
Mögliche Ergebnisse dieser Form von Forschung sind Erkenntnisse jenseits der Vernunft. Diese These stellt somit schulisches Bewertungsbestreben in Frage. (ebd.)
Während nach dem Konzept LTTA die Künstler*innen mit ihren besonderen Kompetenzen eher eine dienende, den Unterricht bereichernde Funktion zugewiesen wird, erweitert das Konzept Kulturforscher den Wirkradius der Künstler*innen. Sie können den Schüler*innen in ihrer als Künstler*innen die Welt, das Leben, das Ich befragenden Denk- und Arbeitsweise Vorbild für ihre eigene Kulturforschung sein.
Ziel unseres Schulentwicklungsprozesses wird nach der Etablierung von LTTA die „Entfesselung“ der an der Schule tätigen Künstler*innen sein um weniger Lehr- und Arbeitsplänen folgen zu müssen, sondern die Schüler*innen zu ermutigen und zu befähigen ihre eigene Fragen zu stellen und in einem Prozess der Kulturellen Forschung intensive Selbstbildungsprozesse zu durchleben.